Die deutschen Automobilhersteller bauen derzeit ihre Fertigungskapazitäten im Ausland kräftig aus. Wegen der Bedeutung der Autoindustrie für den Standort Deutschland stellt sich daher die große Frage welche Folgen sich daraus mittelfristig oder langfristig für die deutschen Autowerke ergeben. Bei genauer Betrachtung wird man sogar feststellen können, daß bereits heute viele Automobile von deutschen Automobilkonzernen im europäischen Ausland produziert werden und anschließend nach Deutschland importiert werden.
Diese Fahrzeuge stammen unter anderem aus Ungarn, aus der Slowakei, aus der Tschechei, aus Polen, aus den USA oder auch aus Süd Korea. Auf dem deutschen Automarkt werden sie jedoch als deutsche Produkte wahrgenommen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht die Verlagerung von Produktionsstraßen in das Ausland durchaus Sinn. Neben geringeren Lohnkosten locken Steuervorteile und Subventionen. Ob sich jedoch das “Made in Germany ” wirklich zu einem “engineered by” in der Wahrnehmung der Kunden ändern läßt, wie es sich viele Konzernstrategen vorstellen, darf stark bezweifelt werden. Spätestens wenn ein Großteil der Produktion in das Ausland abgewandert ist droht auch die Markenwarnehmung verstärkt darunter zu leiden. Eine Produktion an billigen Standorten paßt schließlich nicht zum Premiumanspruch, was jedem einleuchtet, der sich ein wenig näher mit dem Markenmanagement beschäftigt hat. Durch eventuell auftretende Produktionsfehler kann die Markenwahrnehmung dann zusätzlichen Schaden erleiden. Eine Korrektur dieser Markenwahrnehmung ist dann aber ein sehr langwieriger Vorgang.
Bisher stammen die wichtigsten Fahrzeugtypen gerade bei den Premiumherstellern noch aus deutscher Fertigung. Als erster Premiumhersteller wird die Daimler AG jedoch den Hauptproduktionsstandort der erfolgreichen Mercedes-Benz C-Klasse vom schwäbischen Sindelfingen nach Tuscaloosa in den USA verlegen. Gerade im wichtigen nordamerikanischen Markt besteht daher die Gefahr, daß die Marke immer mehr ihren “Made in Germany” Ruf verliert und die amerikanischen Autokäufer weniger bereit sind den bisherigen Premiumaufschlag beim Kaufpreis zu bezahlen.
Durch die Werke im Ausland wird zudem bei den Automobilherstellern ein verstärkter Kostenwettbewerb zwischen den verschiedenen Automobilwerken entstehen. In der Folge werden entweder die Autoproduktion an die neuen Werke im Ausland ausgelagert oder die Kosten an den deutschen Standorten müssen gesenkt werden. Die Kostensenkung wird dann vor allem durch Automatisierung, verstärkten Einsatz von Zeitarbeitern und durch Gehaltskürzungen realisiert werden.